Le Puy en Velay - Saint-Jean-Pied-de-Port


Tag 1 : 2. Juli 2017 Le Puy en Velay - Saint Privat d'Allier   23.5km

Um 5:45 ging bereits der Wecker los. Ich fühlte mich schlapp und entdeckte Augenringe in meinem Spiegelbild. Aber für so etwas habe ich jetzt keine Zeit. Um halb 7 schleppte ich meinen Rucksack zur Kathedrale hoch. Wie soll ich bloss diesen Jakobsweg aushalten, wenn mir diese Stufen schon zu viel sind. Viele Pilger versammelten sich beim Eingang und ich beobachtete alle eindringlich. Vielleicht werde ich dem einen oder anderen auf meinem Weg begegnen. Nach der Messe versammelten sich die Pilger bei der Jakobusstatue und der Pfarrer fragte, wer von wo kommt. Er gestaltete dies auf eine witzige Art und Weise. Jeder bekam eine Medaille und einen Rosenkranz und man durfte einen Wunsch auf einen Zettel schreiben. Man sollte sich auch einen Zettel in der Muttersprache ziehen und ich zog den selben Wunsch, den auch ich aufgeschrieben hatte. Welch ein Zufall. Den Wunsch, den man gezogen hat, sollte man sozusagen mitnehmen nach Santiago und dort ablegen.

Nachdem ich bereits mit dem ersten Pilger ins Gespräch kam, der aus Leipzig kam, entschied ich mich, mit ihm zusammen zu laufen. Wir holten in seiner Herberge den Rucksack ab und dort bekam ich sogar noch Frühstück und 2 gekochte Eier. Welch lustige Idee, gekochte Eier in einen Rucksack zu packen. Die ältere Herbergsmutter packte sogar noch Salz in Alufolie ein. Um 10 Uhr ging es los. Das Wetter war perfekt, sonnig und frisch. Da der erste Tag etwas ruhiger sein sollte, machten wir auch viele Pausen.

Am Abend war mein Gesicht ganz rot und heiss vom ersten Tag und den ca. 23km.

Die Herberge heute hiess: L'abri du Jacquet, wo man mit dem Inhaber zusammen gegessen hat. 


Tag 2: 3. Juli 2017 Saint Privat d'Allier - Sauges    17.9km

Dank den Ohrstöpseln habe ich gut geschlafen. Die werden auch weiterhin meine treuen Begleiter sein. Um halb 8 gab es Frühstück. Ich war viel zu müde, alles von französisch auf deutsch zu übersetzen und umgekehrt. Eigentlich konnte ich es kaum abwarten, endlich weiter zu laufen. Heute war ein sehr heisser Tag. Wir und ich setzten uns in Montbonnet an einen  Fluss und kühlten uns ab. Dort sind wir auch einer Familie mit einem Esel begegnet. Sie werden mit dem Esel bis nach Conques laufen.

Nach Montbonnet ging es steil nach oben. Sollte wohl die "schlimmste" Etappe vom ganzen Podiensis sein.

Weil wir uns sehr lange am Fluss entspannt haben und ich sehr langsam bin, wenn es nach oben geht, sind wir um halb 8 Uhr in Sauges abgekommen. Mit viel Glück und völlig erschöpft fanden wir eine private Herberge. Nach einer leckeren Lachslasagne fiel ich ins Bett und wollte am liebsten nie wieder aufstehen.


Tag 3: 4. Juli 2017 Sauges - Domaine du Sauvage   19.5km

Halb 8 gab's Frühstück. Die nette Dame, welche uns das Frühstück servierte, wollte immer und immer wieder ein Kompliment für ihre selber gemachte Marmelade. Ich widmete mich meinem Frühstück und war zu müde, französisch zu denken. Leider liefen wir erst um 9 Uhr los. Ab 10 Uhr wurde es so richtig heiss. Keine einzige Wolke zierte den Himmel und die Sonne brannte ununterbrochen auf uns herunter.

Kurz vor 1 Uhr landeten wir bei einer Käserei, welche es sich zur Aufgabe machte, den Pilgern etwas zum Essen und Trinken anzubieten. Dieser Platz kam uns genau richtig. Wir kauften ein Baguette, Streichwurst und Käse. Mein Tuch wurde umfunktioniert und immer wieder in Wasser getaucht und um meinen Hals gebunden. Das bot mir für einige Minuten eine wunderbare Abkühlung.

Mitten im Wald floss ein kleines Bäch'chen hindurch. Schuhe aus und rein ins kühle Nass. Einfach traumhaft!

Um 6 Uhr kamen wir in der Domaine du Sauvage an, wo man viele bekannte Gesichter traf. 

Um 7 Uhr gab es Abendessen an 2 riesigen Tischen. Es gab Linsensuppe, Kartoffelauflauf, Kalbfleisch und Milchreis. Alle waren überrascht, wieviel Essen in meinen Bauch rein passt :-)

Den Abend liessen wir draussen beim Sonnenuntergang ausklingen und schlürften einen Rosé dazu.


Tag 4: 5. Juli 2017 Domaine du Sauvage - Les Estrets    20.5km

Diese Nacht schwitzte ich enorm, fühlte mich fast schon ein bisschen fiebrig. Nichts da, ich habe keine Lust, krank zu sein. Nach dem Frühstück ging es dann los. In Saint-Alban-sur-Limognole stärkten wir uns mittels einem Sandwich. Wir traffen noch einige andere Pilger, auch Engländer, welche bereits wegen Blasen das Taxi gerufen haben. Die schönste Überraschung war heute, Judith, eine Pilgerin wieder zu treffen, welche ich vor Sauges kennengelernt hatte. Sie lag draussen vor der Herberge in der Wiese. Sofort ging ich unter die Dusche und wollte so lange wie möglich die Sonne geniessen und gesellte mich zur Holländerin. Wir kicherten ohne Ende, tranken Bier und knabberten draussen an der Sonne. Welch ein schöner Abend. Später humpelten noch andere Pilger daher. Die humpelten wirklich und taten mir auch leid. Einer der Pilger baute sein Zelt auf und er sah sichtlich erschöpft aus. Sein Rucksack schien auch zu schwer beladen zu sein. Judith und ich boten ihm Trinken und Essen an und die Sonne wich unter den Horizont.


Tag 5: 6. Juli 2017 Les Estrets - Finayrols    24km

Ich war vor 7 Uhr wach, zu meiner Überraschung waren alle noch da. Ich ass mit Marc & Oliver Frühstück. Marcel aus Leipzig und Judith kamen auch dazu. Judith machte frischen Kaffee. Ich lief also mit den 3 Jungs weiter. Leider haben wir uns heute auch um 1h verlaufen. Ich nahm das aber mit Humor und wir zottelten wieder zurück. In Aubrac-Aumont sah ich Judith beim Kaffee schlürfen und ich gesellte mich zu ihnen. Die Jungs gingen in den Supermarkt und meinten, sie wollten schneller laufen. Also blieb ich bei Judith und wir lachten herzlich über Gott und die Welt.

Der heutige Tag war traumhaft. Der Jakobsweg führte über Stege im Wald. Judith und ich verstanden uns einfach super. Am Abend liessen wir es uns richtig gut gehen, tranken in der Wiese 2 Bier, knabberten den Vorrat aus unserem Rucksack und wollten mal alle anderen Pilger in der Herberge einfach Pilger sein lassen. Wir betrachteten den Himmel und glaubten, in Irland zu sein. Die Landschaft war so spektakulär.


Tag 6: 7. Juli 2017 Finayrols - Aubrac    19km

6 Uhr ging bereits der Wecker von Judith ab und wir standen um halb 7 bereits auf der Matte. Es war noch herrlich kalt. Zwischen den guten Gesprächen haben wir viel gelacht und sind auch oft alleine gelaufen. In Nasbinals suchten wir sehnsüchtig ein Kaffee und ich bekam eine riesen Tasse, was einen Doppelespresso sein sollte. Ich erwartete eine Koffeinüberdosis. Dazu gab es ein leckeres Croissant. Nachdem wir den Supermarkt aufgesucht hatten, sahen wir den Pilger mit dem schweren Rucksack und dem Zelt wieder. Er tat mir irgendwie leid. Judith lief heute alleine und ich gesellte mich zu Pierre. Zusammen erreichten wir heute die Anhöhe von Aubrac und bekamen ein Bett im Turm "des Anglais" in Aumont-Aubrac.
Natürlich lief uns dort Judith wieder über den Weg und gemeinsam bestiegen wir unseren Turm, welchen wir übrigens für uns alleine hatten.


Tag 7: 8. Juli 2017 Aubrac - Saint-Côme-d'olt    24km

Schräg gegenüber vom Turm, wo wir übernachtet hatten, gingen wir zum Frühstück. Heute ging es vor allem nach unten. Es wurde immer wärmer und feuchter. Dazu kam, dass es so oder so schon ziemlich warm war. Also machten wir viele Pausen, begegneten noch neuen Pilgern und von weitem sahen wir das verdrehte Kirchdach von Saint-Côme-d'Olt. Die Stadt ist wunderschön.
Dank dem Miam Miam Do Do von Pierre fanden wir eine private Herberge, wo sich auch die Pilger vom Nachmittag aufhielten. Ich war völlig erschöpft und überglücklich, eine solch saubere und schöne Herberge gefunden zu haben. Die Wolken verformten sich zu einer Muschel und es begann später zu regnen.


Tag 8: 9. Juli 2017    Saint-Côme-d'Olt    0 km

Heute, Sonntag, legte ich meinen ersten Pausentag ein. Das Wetter unterstützte mich dabei und es regnete. Im Dorf konnte man wunderbar Brot einkaufen und im Netto kaufte ich mir ein französisches Messer: Opinel (hätte nie gedacht, dass ich dieses Messer später täglich benutzen werde)
Später kochten wir uns französische Crêpes und schlenderten durch das kleine Städtchen und schauten uns die Kirche an. Ein toller verregneter Tag, um "frei" zu machen.


Tag 9: 10. Juli 2017 Saint-Côme-d'Olt - Estaing    19.5km

Heute ging es auf einen Hügel, wo eine Statue stand. Danach kamen wir nach Espalion. Ein sehr schönes Stätchen. Während dem Mittagessen begann es zu regnen und ich wartete im Trockenen auf die Sonne. Die Sonne wollte nicht so richtig hervorkommen und bewaffnet mit Regenjacke machte ich mich trotzdem auf den Weg.
In Estaing traf ich wieder viele bekannte Gesichter, redete an jeder Ecke und fand eine neue Herberge. Die Herberge war wirklich sehr toll und man fühlte sich wie in einem IKEA Einrichtungscenter.


Tag 10: 11. Juli Estaing - Golinhac   13km

Heute habe ich es kilometermässig nicht übertrieben. Es war auch sehr schönes Wetter. In Golinhac gönnte ich mir noch einen Kaffee und unterwegs traf ich viele bekannte Gesichter. So auch eine Familie mit 3 Töchtern. Diese Töchter seien begeistert vom Jakobsweg und planen bereits den nächsten. So eine Aussage von kleinen Mädchen finde ich sehr schön.


Tag 11: 12. Juli 2017  Golinhac - Conques    22km

Heute hatte ich richtig Power und ich lief sehr schnell. Conques ist sehr schön und bin da ins Gîte Communale. Dort gibt es Umschläge auf dem Bett, wo man das Geld reinlegen soll und dies dann in eine Box legt. Ich schlief nicht so gut und träumte auch seltsame Sachen. Am Abend war eine Messe für alle Pilger, die hier den Jakobsweg beenden oder hier beginnen.


Tag 12: 13. juli 2017  Conques - Decazville    20km

Heute bin ich erst um halb 9 wach geworden und ALLE Pilger waren weg. Nun ja, so wurde und wird es mir noch öfters ergehen, da ich einfach eine Schlafmütze bin hihi
Nach Conques ging es gewaltig nach oben. Dort muss man unbedingt bei der Kapelle Rast machen und die Aussicht geniessen. Die ganzen Maisfeldern, denen man heute begegnet, sind traumhaft.
In Decazville in der Herberge bin ich noch lange auf dem Liegestuhl an der Sonne gewesen und habe Tagebuch geschrieben.


Tag 13: 14. Juli 2017   Decazeville - FigeaC


Tag 14: 15. Juli 2017   Figeac - Gréalou    20km


Tag 15: 16. Juli 2017    Gréalou


Tag 16: 17. Juli 2017    Gréalou


Tag 17: 18. Juli   Gréalou


Tag 18: 19. Juli 2017    Gréalou - Saint-Jean-de-Laur    19.5km


Tag 19: 20. Juli 2017    Saint-Jean-de-Laur - Bach    23.5km


Tag 20: 21. Juli 2017   Bach - Cahors    26.5km


Tag 21: 22. Juli 2017    Cahors - Labastide-Marnhac    10.5km


Tag 22: 23. Juli 2017    Labastide-Marnhac - Montcuq    22km


Tag 23: 24. Juli 2017    Montcuq - Durfort-Lacapelette    26km


Tag 24: 25. Juli 2017   Durfort-Lacapelette - Moissac    15km


Tag 25: 26. Juli 2017   Moissac - Auvillar    21km


Tag 26: 27. Juli 2017    Auvillar - Castet-Arrouy     22km


Tag 27: 28. Juli 2017    Castet-Arrouy - Condom      36km


Tag 28: 29. Juli 2017    Condom

Heute gönnte ich mir einen Pausentag. Der gestrige Tag war wirklich too much. Meine Knie fühlten sich an, als ob sie Öl benötigen. Hätte am liebsten mit einer Spritze Öl in mein Kniegelenk gespritzt. So nennt man wohl Miniskus oder Kreuzband-Schmerzen. Deshalb kam mir der Pausentag in Condom gerade recht. Überall begrüsste ich wieder bekannte Gesichter.


Tag 29: 30. Juli 2017    Condom - Lamothe    26km


Tag 30: 31. Juli 2017    Lamothe - Nogaru     27.5km


Tag 31:  1. August 2017    Nogaru - Barcelonne-du-Gers      26km


Tag 32: 2. August 2017    Barcelonne-du-Gers - Miramont-Sensacq     20km


Tag 33: 3. August 2017    Miramont-Sensacq - Larreule     28.5km


Tag 34: 4. August 2017    Larreule - Maslacq    36km


Tag 35: 5. August 2017    Maslacq - Navarrenx    22km

Tag 36: 6. August 2017    Navarrenx - Bellvue Aroue    20km


Tag 37: 7. August 2017     Bellvue Aroue - Harambels    20km


Tag 38: 8. August 2017     Harambels - Saint-Jean-Pied-de-Port     29km


Meine Fotografie...

...muss nicht einzigartig sein, muss man nicht verstehen, muss man nicht hinterfragen, muss man nicht nachvollziehen können, muss man nicht bewerten. Man darf sie geniessen und träumen.