Wettertechnisch hat es sich heute gelohnt, den Zug zu nehmen, jedoch hat mein Herz geweint. Ich wollte mich nicht von Frankreich trennen und zudem wollte ich einfach NICHT in einem Zug sitzen. Nach all diesen Strapazen wollte ich nicht so viele Kilometer hüpfen. Mir geht es nicht darum, am Schluss lauthals herumschreien zu können, ich wäre 1500km gelaufen, sondern.... dass ich einfach NICHT im Zug sitzen will. Zudem haben uns die Spanier jedes Telefongespräch abgewürgt und es war nicht möglich, eine Herberge in Hendaye oder in Irun zu reservieren. Daran mussten wir uns noch gewöhnen, dass die Spanier diese Strategie anwenden: wer zuerst kommt, bekommt ein Bett, wer zuletzt kommt, muss weiter laufen. Ich finde diese Technik auch gar nicht schlecht. So haben alle die gleichen Chancen, auch diejenigen, die ohne Telefon pilgern. Im Zug sitzen und die Daumen drehen heiterte uns nicht auf. Der Blick nach draussen machte es auch nicht besser. Die Wassertropfen wurden an die Fenster geschleudert und wir wollten einfach nur wissen, dass wir ein Bett finden...irgendwo.
Nachdem wir uns gegenseitig wieder motiviert haben (mir fiel auch der Abschied in SJPDP schwer von einigen Pilgern), wackelten wir nach Irun. Dort begann es köstlich zu regnen und wir schlugen
uns dort die Bäuche voll. Bestimmt 2h später machten wir uns auf nach Pasaia. 4h durch den Schlamm watscheln trübte meine Laune nicht mehr. Ich fand es sogar noch sehr amüsant aber auch
anstrengend, immer auf den Boden zu starren, um nicht in ein riesen Schlammloch zu fallen :-)
Pasaia ist einfach traumhaft. Die Küste ließ Frankreich fast in Vergessenheit geraten.
Mit neuen Bekanntschaften schlugen wir uns am Abend die Bäuche so richtig voll. Wir wollten von jedem etwas probieren. Also schnappten wir uns von jedem Angebot einen Teller und setzten uns an
die Tische mit Blick auf die Küste. Pasaia gefällt mir wirklich SEHR!
Heute zu wandern hat sich kaum gelohnt, nach 3km bin ich bereits wieder bei einer Herberge sitzen geblieben. Voller Elan bin ich die Treppen hochgestiegen und dort wurde mir schon der erste
Kaffee angeboten. Als ich mich dann überreden lassen habe, mit den Leuten dort nach Irun zu gehen, um Sabbat zu feiern, wurde mir bewusst, dass ich in seltsamen Kreisen gelandet bin. Wenn ich
einen Reiseführer dabei gehabt hätte, wäre ich dort gewarnt worden. Dieses Fest in Irun war jedoch sehr spannend und ich habe den Leuten viele Fragen gestellt, warum sie in dieser Community
gelandet seien. Nun, jede Person gab mir die selbe Antwort, was alles nur noch seltsamer gestaltete.
Am nächsten Tag bin ich sofort aufgestanden, habe meine sieben Sachen gepackt und bin nach dem Frühstück abgedüst.
Heute war in San Sebastiàn wirklich enorm viel los. Ein Fest wurde aufgebaut oder er startete heute. Ich "rannte" durch die sehr verzauberte Stadt. Ich musste mich an diese Menschenmassen am Strand noch gewöhnen. So ist es wirklich ein enormer Kontrast zum Via Podiensis. Überall traf ich wieder bekannte Pilger.